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Johann W. von Goethe (1749 - 1832) Gedichte zum Geburtstag

  • Liebhaber in allen Gestalten

Ich wollt, ich wär ein Fisch,
so hurtig und frisch;
und kämst Du zu angeln,
ich würde nicht mangeln.
Ich wollt, ich wär ein Fisch,
so hurtig und frisch.

Ich wollt, ich wäre Gold,
Dir immer im Sold;
Und tätst Du was kaufen,
käme ich wieder gelaufen.
Ich wollte, ich wäre Gold,
Dir immer im Sold.

Doch bin ich, wie ich bin,
und nimm mich nur hin!
Willst Du Bessre besitzen,
so laß Dir sie schnitzen.
Ich bin nun, wie ich bin;
So nimm mich nur hin!

  • Beherzigung

Ach was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser ruhig zu bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser sich zu treiben?

Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.

Eines Tages schickt sich nicht für alle.
Sehe jeder wie er's treibe,
Sehe jeder wo er bleibe,
Und wer steht, dass er nicht falle.
Für Tochter, Nichte, Sohn, Neffe
Nutze Deine jungen Tage,
lerne zeitig, klüger sein.
Auf des Glückes großer Waage
steht die Zunge selten ein.

Du mußt steigen oder sinken,
Du mußt herrschen und gewinnen
oder dienen und verlieren,
leiden oder triumphieren,
Amboß oder Hammer sein!

  • Das Maifest

Wie herrlich leuchtet
mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
aus jedem Zweig
und tausend Stimmen
aus dem Gesträuch.

Und Freud und Wonne
aus jeder Brust.
Oh Erd`, oh Sonne,
Oh Glück, oh Lust,

oh Lieb`, oh Liebe,
so golden schön
wie Morgenwolken
auf jenen Höhn.

Du segnest herrlich
das frische Feld,
im Blütendampfe
die volle Welt!

Oh Mädchen, Mädchen,
wie lieb`ich Dich!
Wie blinkt Dein Auge,
wie liebst Du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
und Morgenblumen,
den Himmelsduft.

Wie ich Dich liebe
mit warmem Blut,
die Du mir Jugend
und Freud`und Mut.

Zu neuen Liedern
und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
wie Du mich liebst!

  • Gedicht zum Geburtstag

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.
Denn das allein unterscheidet ihn
von allen Wesen, die wir kennen.

Heil den unbekannten höhern Wesen,
die wir ahnen. Ihnen gleiche der Mensch.
Sein Beispiel lehre uns jene glauben.

Denn unfühlend ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne über Bös' und Gute,
und dem Verbrecher glänzen, wie dem Besten,
der Mond und die Sterne.
Trost in Tränen
Wie kommts, dass du so traurig bist,
da alles froh erscheint?
Man sieht dir's an den Augen an,
gewiss, du hast geweint.

"Und hab ich einsam auch geweint,
so ist's mein eigner Schmerz.
Und Tränen fließen gar so süß,
erleichtern mir das Herz."

Die frohen Freunde laden dich:
O, komm an unsre Brust!
Und was du auch verloren hast,
vertraue den Verlust.

"Ihr lärmt und rauscht und ahnet nicht,
was mich, den Armen, quält.
Ach nein, verloren hab ich's nicht,
so sehr es mir auch fehlt.".

So raffe denn dich eilig auf.
Du bist ein junges Blut.
In deinen Jahren hat man Kraft
und zum Erwerben Mut.

"Ach nein, erwerben kann ich's nicht,
es steht mir gar zu fern.
Es weilt so hoch, es blinkt so schön,
wie droben jeder Stern."

Die Sterne, die begehrt man nicht,
man freut sich ihrer Pracht,
und mit Entzücken blickt man auf,
in jeder heitren Nacht.

"Und mit Entzücken blick ich auf
so manchen lieben Tag;
verweinen laßt die Nächte mich,
so lang ich weinen mag."

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